Growing MINT-Mindsets

Projekttitel: Growing MINT-Mindsets

Promotionsprojekt von: Malte Diederich

Worum geht’s?

Im Einzelfall kann der Wechsel oder –Abbruch eines Studiums die richtige Entscheidung sein. In den MINT Disziplinen scheinen jedoch (bei meist hohen Quoten um 50% etwa in Physik/Naturwissenschaften, Heublein et al., 2022) auch systemische Komponenten eine Rolle zu spielen. In den letzten Jahren haben daher viele Universitäten erheblichen Aufwand betrieben und verschiedene Maßnahmen etabliert, wie zum Beispiel fachliche Brückenkurse oder Beratungsstellen, um dem zu begegnen – allerdings mit mäßigem Erfolg. Denn es stellt sich heraus, dass gerade die Studierenden, die ihr Studium abbrechen, weniger Gebrauch von diesen Angeboten machen. Es zeigt sich also, dass solche Angebote nicht ausreichen, sondern dass für den erfolgreichen Einstieg in ein MINT-Studium auch interne Faktoren (z. B. Studienverhalten, Fachidentifikation, Fähigkeitsüberzeugungen) gestärkt werden sollten, welche u.a. die Fähigkeit zum eigenaktiven Lernen beeinflussen.

Hierbei spielen implizite Fähigkeitsüberzeugungen (populärwissenschaftlich auch „Mindset“ genannt) eine Rolle. Diese beschreiben die Überzeugung, dass persönliche Eigenschaften wie intellektuelle Fähigkeiten entweder weitgehend vorherbestimmt und unveränderbar (Fixed Mindset bzw. entitäre Fähigkeitstheorie) oder durch Anstrengung, gute Strategien und Unterstützung entwickelbar sind (Growth Mindset bzw. inkrementelle Fähigkeitstheorie) (Dweck, 2019). Forschungsarbeiten zeigen hierbei, dass ein Growth Mindset besonders in herausfordernden Situationen mit besseren Lernreaktionen einhergeht (sog. Mindset Meaning System, siehe bspw. Dweck & Yeager, 2019; Burnette et al., 2013; Dweck & Yeager, 2021).

In diesem Promotionsprojekt wird daher, aufbauend auf Vor- und Mitarbeit von Jana Rehberg (AG Wilhelm, GU Frankfurt), der Kurs „Studiertechniken MINT“ weiterentwickelt. Dieser ist als Open Educational Ressource inzwischen frei verfügbar und wurde 2023 mit OER Preis des „HessenHub – Netzwerk digitale Hochschullehre Hessen“ ausgezeichnet. Er basiert auf den Ergebnissen der Mindset-Forschung. Mit aktivierenden Übungen werden sowohl klassische Elemente von Mindset-Interventionen (z.B. Informationen zur Neuroplastizität: „Dein Gehirn ist trainierbar wie ein Muskel“, Yeager et al., 2016) als auch Studiertechniken speziell für das eigenaktive Lernen im universitären MINT-Bereich vermittelt.

In einer empirischen Begleitstudie wird der Kurses hinsichtlich seiner Wirksamkeit evaluiert. Hierfür wurden MINT-fachspezifische Mindset-Items entwickelt um die impliziten Fähigkeitstheorien von Studierenden im ersten Fachsemester zu erfassen.

In Zuge des Projektes wurde ebenfalls eine Studie zum Belastungserleben der Studierenden an der Universität Göttingen (AG Klein und Schneider) durchgeführt.

„Warum fällt es manchen Personen schwerer als anderen, Mathematik und Physik zu verstehen? Das ist eine Frage, der wohl jeder beim eigenen Lernen und noch viel stärker beim Lehren begegnet. Ich finde, dass die motivationale und emotionale Seite beim Lernen von Mathematik und Physik häufig zu kurz kommt. Die Mindset-Theorie zeigt sehr schön, welche Auswirkungen hier negative Überzeugungen haben können, bevor man überhaupt richtig mit dem Lernen anfangen kann, von Spaß an Naturwissenschaften ganz zu schweigen. Seit ich mich – angefangen mit Interviews im Zuge meiner Examensarbeit 2020 – mit dem Thema intensiver beschäftige, begegnet mir das Konzept auch im Alltag ständig. Ich finde die Idee faszinierend, dass hier selbst ein sehr kurzer Impuls bei einigen Studierenden eine zentrale Blockade entfernen kann. Gleichzeitig merke ich auch an mir selbst, dass die Entwicklung eines wahren „Growth Mindsets“ ein langer, aber lohnender Weg ist. Ich finde das Konzept in vielen Lebensbereichen sehr wertvoll.“ (Malte Diederich)

Kooperationen:

AG Wilhelm (Frankfurt), AG Klein und Schneider (Göttingen)

Förderung:

BMBF, Förderlinie „Studienerfolg und Studienabbruch“ (FKZ 16PX21007)

Links:

BMBF Projektseite

Kurs Studiertechniken MINT

Projekt Belastungserleben Universität Göttingen