Imke Lopp | M.Sc. – Neu bei uns am Fachbereich im IKP | AG Nörtershäuser
Wir haben ihr zum Start ein paar Fragen zu ihrem Forschungsgebiet und ihrer neuen Position als Doktorandin gestellt.
04.11.2025
Woran arbeitest du gerade am Anfang deiner Promotion – und wie würdest du dein Thema jemandem ohne Physikhintergrund kurz erklären?
In der Gruppe, in der ich arbeite, verwenden wir Laser, um die Größe von Atomkernen zu bestimmen, bzw. präziser: den Ladungsradius. Denn Atomkerne bestehen aus positiv geladenen Protonen und neutralen Neutronen. Wenn die Protonen sich zum Beispiel weiter im Inneren des Kerns befinden und die Neutronen eine Haut darum bilden, dann ist der Radius der geladenen Teilchen, also der Ladungsradius, kleiner als der Materieradius aller Teilchen. Die Methode, die wir für unsere Messungen verwenden heißt kollineare Laserspektroskopie. Dabei wird ein Atomstrahl mit einem Laserstrahl überlagert. Wenn der Laserstrahl die richtige Energie hat, kann er ein Elektron aus der Atomhülle von einem energetischen Level in ein anderes energetisches Level anregen. Wir messen den Energieunterschied zwischen diesen Leveln, der vom Atomkern beeinflusst wird. Somit ist es möglich den Ladungsradius des Kerns zu bestimmen.
Das Ziel meiner Arbeit ist es Phosphor Isotope zu spektroskopieren. Jetzt zu Beginn der Promotion arbeite ich erst mal daran die Messungen an stabilem Phosphor durchzuführen, um die entwickelten Messmethoden dann später auch auf radioaktive Isotope anwenden zu können. Ein exotisches radioaktives Phosphor Isotop ist nämlich besonders interessant. Theoretische Berechnungen haben ergeben, dass es einen Protonenhalokern haben könnte. Das bedeutet, dass ein einzelnes Proton sich weiter außerhalb des Kerns, wie ein Heiligenschein um den restlichen Kern, aufhält. Dann sollte der Ladungsradius viel größer sein als bei den anderen Phosphor Isotopen, die keinen Protonenhalo haben. Mit unseren Messungen wollen wir herausfinden, ob dies tatsächlich der Fall ist.
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Was begeistert dich besonders an der Forschung, die jetzt vor dir liegt?
Zum einen interessiere ich mich für mein Forschungsthema, weil Halokerne selten sind und deshalb noch nicht so viel darüber bekannt ist. Ich freue mich darauf einen Beitrag dazu leisten zu können, diese besonderen Atomkerne besser zu verstehen.
Besonders spannend finde ich jedoch, wie abwechslungsreich das Forschen an sich ist. Neben der Atom- und Kernphysik, mit der ich mich für mein Thema auseinandersetze, arbeite ich auch mit Lasern und erlange Expertise in ganz unterschiedlichen Gebieten abseits der Physik, zum Beispiel beim Designen von Bauteilen oder beim Programmieren zur Datenauswertung.
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Welche Veränderungen hast du bisher im Vergleich zum Studium bemerkt – z. B. in deinem Tagesablauf oder in der Art zu arbeiten?
Das Studium besteht größtenteils aus Schreibtischarbeit, sei es in den Vorlesungen oder beim Lösen der Übungsaufgaben, es wird hauptsächlich Denkleistung von einem gefordert. Dies ist jetzt zwar immer noch ein bedeutender Teil der Arbeit, aber er wird – zumindest in der Experimentalphysik – durch die Arbeit im Labor ergänzt, bei der wir zum Beispiel Laser justieren oder unsere Beamline umbauen. Das kann an manchen Tagen auch körperlich ganz schön anstrengend werden, damit habe ich vorher nicht gerechnet. Aber mir persönlich macht gerade die Abwechslung aus Laborarbeit und Schreibtischarbeit sehr viel Spaß.
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Wie wichtig ist dir der Austausch mit anderen Fachrichtungen oder im Team?
Besonders der Austausch mit meinen Kollegen ist mir wichtig, weil ich gerade jetzt am Anfang der Promotion sehr von den Erfahrungen und der Expertise profitieren kann. Zumal man im Labor bei einigen Tätigkeiten auch einfach ein zweites paar Hände gut gebrauchen kann. Deshalb arbeiten wir oft als Team zusammen. Doch zur Promotion gehört auch viel eigenständiges Arbeiten, denn manchmal sind die Probleme so spezifisch, dass die Kollegen gar nicht mehr Erfahrung haben als man selbst.
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Wenn du dir selbst einen Tipp geben könntest, bevor du mit der Promotion begonnen hast – welcher wäre das?
Ich habe ja gerade erst angefangen und deshalb noch nicht wirklich einen Tipp an mein früheres Ich. Aber ein Tipp, der mir jetzt schon öfter gegeben wurde, ist, dass man sich nicht entmutigen lassen sollte, wenn Dinge nicht auf Anhieb klappen. Und ich denke das ist ein guter Rat, weil man in der Promotion ja oft nicht nur Sachen macht, die man selbst gerade zum ersten Mal macht, sondern die vielleicht überhaupt zum ersten Mal gemacht werden.
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Und wie schaltest du nach einem langen Tag an der Uni am besten ab?
Das ist tatsächlich manchmal gar nicht so einfach, wenn man mal wieder über das ein oder andere Problem grübelt. Mir gelingt das am besten beim Lesen von spannenden Büchern oder beim Bouldern mit meinen Freunden.
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Liebe Imke, vielen Dank für Deine Zeit und alles Gute für Deine Zukunft!