Rico Holz | M.Sc.
Neu bei uns am Fachbereich im IKP | AG Obertelli
23.07.2025
Wir haben Rico Holz zum Start ein paar Fragen zu seinem Forschungsgebiet und seiner neuen Position als Doktorand gestellt.

Woran arbeitest du gerade am Anfang deiner Promotion – und wie würdest du dein Thema jemandem ohne Physikhintergrund erklären?
Ich arbeite in der experimentellen Kernphysik im (wird in neuem Tab geöffnet). Ein Atomkern besteht aus positiv geladenen Protonen und Neutronen. Zusammen mit den negtiv geladenen Elektronen die Ihn umgeben bildet er das Atom. Unser Ziel ist es die Verteilung von Protonen und Neutronen im Kern zu untersuchen und vor allem zu zeigen, dass sich in bestimmten Kernen besondere Strukturen, wie eine Neutronenhaut oder ein Halo bilden. Hierbei verwenden wir Antiprotonen als ein Werkzeug. Befindet sich ein Antiproton nah genug an der Oberfläche eines Kerns, annihiliert dieses mit einem Proton oder Neutron. Es zerstrahlt also zu Energie und leichteren Teilchen, die Pionen genannt werden. Von diesen können wir die elektrische Ladung messen und dadurch nachvollziehen, ob eine Annihilation mit einem Proton oder Neutron statt gefunden hat, was uns wiederum Rückschlüsse auf die Verteilung dieser ziehen lässt. PUMA (antiProton Unstable Matter Annihilation) Projekt
Meine Arbeit besteht hierbei aus zwei Teilen. Das Eperiment findet am (wird in neuem Tab geöffnet) in Genf statt, wo es sich gerade noch im Aufbau befndet. Ich fahre regelmäßig dort hin, um meine Kollegen vor Ort bei der Inbetriebnahme einzelner Bestandteile des Aufbaus, so wie ersten Messungen zu unterstützen. Cern
Ein elementarer Bestandteil des Experiments ist eine Penning-Malmberg Falle. Hier können Antiprotonen und die zu untersuchenden Kerne mit Hilfe von einem magnetischem und elektrischen Feld gefangen und anschließend kontrolliert zusammengeführt werden, so dass diese annihilieren. Wir haben eine Kopie von dieser Falle auch in Darmstadt zur Verfügung. Meine Aufgabe ist es, während ich in Darmstadt bin, diesen Test-Aufbau zu verwenden um die genaue Konfiguration des magnetischen und elektrischen Feldes zu bestimmen, mit der die Teilchen am sichersten gefangen werden können.
Was reizt dich besonders an der Forschung, die jetzt vor dir liegt?
Ich finde es eine tolle Möglichkeit an einem Projekt mitzuwirken, dass sich noch im Aufbau befindet. Gerade, da mittlerweile die einzelnen Komponenten des PUMA Projekts alle einzeln getestet wurden und funktioniert haben, sind wir aktuell dabei alles zusammenzuführen und gemeinsam in Betrieb zu nehmen. Mit etwas Glück erlebe ich also nicht nur die ersten Testmessungen am gesamten Aufbau sondern auch die ersten Messungen die physikalische Ergebnisse liefern.
Auf der anderen Seite habe ich mit dem Testaufbau in Darmstadt mein eigenes Projekt, an dem ich etwas unabhängiger von meinen Kollegen arbeiten kann. Dabei freut es mich besonders, in diesem Rahmen ein eigenes Thema zu verfolgen, bei dem ich meine Ideen gezielt einbringen und eigenverantwortlich umsetzen kann.
Wie unterscheidet sich der Alltag als Doktorand im Vergleich zum Studium?
Aus fachlicher Sicht ist es vor allem viel spezialisierter. Gerade im Bachelor erhält man ja eine sehr breite Ausbildung. Ansonsten fühlt es sich für mich schön an, das Wissen aus dem Studium auch mal anwenden zu können. Die Arbeit als Doktorand zeichnet sich auch durch ein hohes Maß an Eigenverantwortung aus, wobei man dies zumindest teilweise auch schon im Studium kennen lernt, da man an der Universität relativ frei studiert.
Wie wichtig ist für dich der Austausch mit anderen Fachrichtungen oder im Team?
Das ist für mich ein elementarer Bestandteil der Promotion. Diskussionen und Wissenstransfer sind wichtige Grundpfeiler der Wissenschaft und gerade zu Beginn der Promotion profitiert man natürlich massiv von der Erfahrung der Kollegen. Insofern bin ich im regelmäßigen Austausch mit den anderen Doktoranden aber natürlich auch mit meinem Professor. Ich sehe hier aber auch eine Parallele zum Studium. Zumindest für mich war es kaum möglich Hausübungen ganz alleine zu lösen, weshalb ich immer in einer Gruppe gelernt habe. Ebenso ist es in einer Arbeitsgruppe, viele Probleme lassen sich erst in der Diskussion lösen.
Welchen Rat würdest du dir selbst geben, bevor du mit der Promotion angefangen hast?
Im Bachelor hatte ich eher Bedenken, ob ich das Studium überhaupt schaffe und hätte mir nicht vorstellen können zu promovieren. Deshalb finde ich es wichtig zu betonen, dass man die eigenständige wissenschafliche Arbeit erst so richtig während der Masterarbeit kennen lernt, und es eben auch möglich ist zu promovieren, wenn man im Bachelor nicht die besten Noten hatte. Meiner bisherigen Erfahrung nach sind Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und eine gute Kommunikation mindestend genauso wichtig wie das theoretische Wissen aus den Vorlesungen. Gerade mit dem Willen und etwas Zeit, kann man sich dann das meiste auch noch selber aneignen, das hat man ja im Studium auch gelernt.
Und wie schaltest du nach einem langen Tag an der Uni am besten ab?
Nach der Uni ist er mir wichtig auch mal richtig den Kopf frei zu bekommen. Das geht bei mir am besten beim Sport. Deswegen gehe ich regelmäßig ins Boulderhaus Darmstadt bouldern und spiele Tennis.
Vielen Dank für Deine Zeit und alles Gute für Deine Zukunft!