Lehre der AG Didaktik der Physik

Die Anforderungen an Physikunterricht und Physiklehrkräfte sind komplex. Es geht nicht mehr nur darum, Schülerinnen und Schülern die fachspezifischen Inhalte und Methoden zu vermitteln. Vielmehr sollen sie auch dazu qualifiziert werden, auf Grundlage dieser Kenntnisse an den gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen verantwortlich mitzuwirken. Hier werden gerade solche Themen immer drängender, die eine physikalische Grundbildung voraussetzen, wie etwa die Chancen und Gefahren unserer hochtechnisierten Gesellschaft, die Erderwärmung oder die Energieversorgung. Folgerichtig betont die Europäische Kommission 2015 in ihrem Bericht Science Education for Responsible Citizenship: “Overcoming these challenges will require all citizens to have a better understanding of science and technology if they are to participate actively and responsibly in science-informed decision making.“ (Europäische Kommission, 2015, Seite 6)

Um auf diese beruflichen Anforderungen vorzubereiten, werden im Rahmen des Lehramtsstudiums sowohl fachwissenschaftliche als auch fachdidaktische Kompetenzen erworben. Unsere Lehre ist dabei vornehmlich im Bereich der Physikdidaktik angesiedelt. Hier werden beispielsweise die Legitimation von Lerngegenständen vor dem Hintergrund der Bildungsziele, die inhaltliche und methodische Strukturierung von entsprechenden Lerngelegenheiten sowie die Berücksichtigung von individuellen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler adressiert, um auf einer solchen Grundlage zur professionellen Steuerung und Begleitung fachbezogener Lehr-Lernprozesse zu befähigen.

Einführung in die Fachdidaktik

Im Seminar werden Grundkenntnisse bezüglich Bildungswert und -zielen des Physikunterrichts, über Lehrpläne und Kompetenzmodelle, sowie ein fundierter Überblick über empirische Ergebnisse zu Schülervorstellungen und Schülerinteressen erworben. Dabei werden die Funktionen von Aufgaben und Experimenten im Physikunterricht betrachtet, insbesondere auch die Doppelrolle des Experiments als Methode des Unterrichts und der Forschung. Ziel ist es, eine reflexive Haltung über den lernwirksamen Einsatz in einem kompetenzorientierten Unterricht anzubahnen.

Fachdidaktisches Seminar

Im fachdidaktischen Seminar werden die Grundkenntnisse der Fachdidaktik in ausgewählten Themenfeldern vertieft und/oder verbreitert, so dass Lehr- und Lernprozesse sowie Lernschwierigkeiten aus der Beobachtung von Unterricht in der Schule und an außerschulischen Lernorten analysiert werden können. Ziel ist es u.a. empirische fachdidaktische Forschung für das Lehren und Lernen kennen, bewerten und einsetzen können, um schulische und außerschulische Praxisfelder kritisch zu analysieren.

Praktikum und Proseminar zur Physik

Ziel des Praktikums und Proseminars zur Physik ist es, fachliche und fachdidaktische Kenntnisse zur Moderation von Lehr- und Lernprozessen umzusetzen. Hierzu gehört die Motivierung von Lernenden ebenso wie deren Anleitung, Betreuung und Beurteilung auf Grundlage diagnostischer Kompetenzen. Dies kann durch den begleiteten Einsatz als Übungs- oder Praktikumsassistenz realisiert werden, flankiert durch die Reflexion und Diskussion der auftretenden Herausforderungen.

Vorbereitungsseminar und Schulpraktikum zur Fachdidaktischen Praxisphase

Im Vorbereitungsseminar und im Schulpraktikum zur Fachdidaktischen Praxisphase werden eigene Unterrichtseinheiten in der Schulpraxis unter Betreuung einer erfahrenen Lehrkraft geplant, gestaltet und durchgeführt. Dabei werden ausgewählte Methoden, Darstellungs- und Gesprächsformen im Hinblick auf die Umsetzung von Bildungsvorgaben erprobt und reflektiert.

Grundlegende Unterrichtskonzepte

Im Proseminar zu Grundlegenden Unterrichtskonzepten werden – dem jeweiligen Modulthema entsprechend – Lerngelegenheiten gestaltet sowie vor Kommilitoninnen und Kommilitonen (teilweise auch mit Schülerinnen und Schülern) durchgeführt. Es müssen drei unterschiedliche Module aus diesem Katalog (z.B. forschend-entdeckender Unterricht, fragend-entwickelnder Unterricht, kontextorientierter Unterricht, exemplarischer Unterricht, genetischer Unterricht) belegt werden.

Vernetzungsbereich

Ein wesentliches Element des MINT-spezifischen Lehramtsstudiums an der TU Darmstadt ist der verpflichtende Vernetzungsbereich, der als Bindeglied zwischen den Grundwissenschaften und den beiden Fächern fungiert um der Forderung des Nationalen MINT Forums gerecht zu werden: „Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft müssen verzahnt werden und das Lehramtsstudium gemeinsam gestalten und verantworten.“ (Nationales MINT Forum, 2013)

Das für diesen Vernetzungsbereich konzipierte interdisziplinäre Modul „Erkenntnisgewinnung in den Naturwissenschaften“ beleuchtet das Experiment als ein zentrales Element der drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Engagement jenseits des Lehramtsstudiums:

Vor- und Brückenkurse für Service-Lehrveranstaltungen

In vielen Studiengängen der Natur- und Ingenieurwissenschaften müssen grundlegende Kenntnisse und Kompetenzen aus dem Bereich der Physik erworben werden. An der Technischen Universität Darmstadt geschieht dies in sogenannten Service-Lehrveranstaltungen (Physik für den Maschinenbau, Physik für Elektrotechnik, Physik für Biologie usw.) in Form einer Vorlesung mit ergänzenden Gruppen- und Hausübungen. Hierfür wird ein digitales Lernangebot entwickelt, das die Veranstaltung künftig im Blended-Learning-Format anreichert und sowohl als studienvorbereitende sowie als studienunterstützende Maßnahme angeboten werden soll.